Das städtische Energiekonzept 2050 sieht vor, dass in St.Gallen künftig vorwiegend Elektrofahrzeuge unterwegs sind. Romano Ingold ist Leiter Mobilität bei den St.Galler Stadtwerken. Mit seinem Team sorgt er dafür, dass immer mehr E-Ladestationen installiert werden. Die Nachfrage steigt – trotz Energiekrise.
Was gehört zu Ihren Aufgaben als Leiter Mobilität bei den St.Galler Stadtwerken?
Mein Team und ich beraten interessierte Privatpersonen und Unternehmen in der Stadt und Region St.Gallen bei Ladelösungen für Elektrofahrzeuge und klären die Kundinnen und Kunden über die kantonalen Fördermassnahmen auf. Neben der Beratung sind wir für die gesamte Projektleitung zuständig und koordinieren die Installationsarbeiten. Wir installieren E-Ladelösungen zuhause in Mehrfamilienhäusern, unterwegs, in Quartieren oder am Arbeitsplatz. Unterwegs haben wir bereits viele Ladepunkte in der Stadt installiert, deshalb liegt unser Fokus aktuell bei den Ladelösungen in Mehrfamilienhäusern. In Einfamilienhäusern übernimmt in der Regel «der Hauselektriker» die Planung der E-Ladestation.
Wieso sollte ich als Mieterin oder Mieter mit den St.Galler Stadtwerken zusammenarbeiten?
Wir beraten die Kundinnen und Kunden bei der Wahl der passenden Ladelösung für das Mehrfamilienhaus. Wenn mehrere Parteien über denselben Hausanschluss Strom für eine E-Ladelösung beziehen möchten, gibt es wichtige Details betreffend Auslastung, Infrastruktur, Unterhalt oder Betrieb zu klären. Mit uns erhalten die Mietparteien alle Dienstleistungen aus einer Hand. Wir sehen uns als Kompetenzzentrum für Mobilitätslösungen und stimmen die unterschiedlichen Wünsche aufeinander ab.
Romano Ingold feierte vergangenes Jahr im Oktober 2022 sein 10-Jahre-Jubiläum bei den St.Galler Stadtwerken. Der 52-Jährige startete seine Laufbahn im Energieverkauf und leitet nun seit 9 Jahren die Abteilung Mobilität. Der ausgebildete Elektroinstallateur/Telematiker und Kommunikationsleiter war zuvor bei der Swisscom und bei den St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerken SAK als Fernmeldespezialist und Leiter Marketing tätig. Romano Ingold lebt mit seiner Familie in Muolen. In seiner Freizeit bewegt er sich am liebsten zu Fuss in den Bergen oder ist mit Wohnwagen, Elektro-Velo und Auto unterwegs.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Elektromobilität stösst auf eine grosse Nachfrage. Vor zehn Jahren war es noch ein Nischenthema, inzwischen sind viele Menschen auf Elektrofahrzeuge umgestiegen. Die Arbeit mit Elektromobilität verlangt ein grosses Allgemeinwissen, so kann ich «on the job» stets dazulernen und gleichzeitig mein Wissen rund um Autos, Motoren und Gebäudetechnik einbringen. Wenn wir Kundinnen und Kunden beraten und E-Ladelösungen bei ihnen zuhause in Betrieb nehmen, erhalten wir meist sehr positive Rückmeldungen. Dieses Lob motiviert. Überhaupt mag ich den direkten Austausch mit Menschen – auch in schwierigen Situationen. Unser Beruf verlangt psychologisches Geschick. So sind gerade bei Stockwerkeigentümerschaften oft gegensätzliche Interessen vorhanden. Das Ziel ist es dann, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Mit der Elektromobilität ist die Chance am grössten, den motorisierten Individualverkehr langfristig CO2-neutral zu gestalten.
Welchen Herausforderungen begegnen Sie in Ihrer täglichen Arbeit?
Bei der Installation in einem Mehrfamilienhaus geht es darum, die E-Ladelösungen in die Gesamtsteuerung des Gebäudes zu integrieren. Auch die Verbindung der E-Ladelösungen mit Photovoltaik-Anlagen ist ein grosses Thema. Viele Automarken haben ausserdem eine eigene Ladelösung für Elektromobilität. Die einheitliche Kommunikation all dieser komplexen Systeme untereinander stellt eine Herausforderung dar. Egal, ob bei der Technik oder im Umgang mit Menschen: Alles steht und fällt mit der richtigen Kommunikation. Oft finden Grundsatzdiskussionen statt, welche die Elektromobilität in Frage stellen und beispielsweise das Recycling der Batterien kritisch hinterfragen. Es ist wichtig, dass wir diese Diskussionen führen. Mit der Elektromobilität ist die Chance jedoch am grössten, den motorisierten Individualverkehr langfristig CO2-neutral zu gestalten.

Im Sinne des städtischen Energiekonzepts 2050 sollen in St.Gallen künftig vorwiegend Elektrofahrzeuge unterwegs sein. Was braucht es Ihrer Meinung nach, damit diese Vision Realität wird?
Die Mobilität wird immer effizienter. Wichtig ist es, die entsprechende Infrastruktur weiter auszubauen, aber auch den Kostenfaktor nicht aus den Augen zu verlieren. Die Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden sich vielfach für die günstigere verfügbare Lösung. Elektroautos müssen in der Anschaffung im Vergleich zu Benzin- und Dieselfahrzeugen günstiger werden. Der kritische Faktor sind dabei die Kosten für die Batterie. Um die E-Mobilität weiter voranzutreiben, muss das Ladenetz, insbesondere dort, wo die Elektrofahrzeuge in der Nacht stehen, ausgebaut werden. Der Digitalisierung kommt ausserdem eine noch wichtigere Rolle zu, damit die Netze mit intelligenten Schnittstellen kommunizieren können. Nur so wird es möglich sein, dass Elektrofahrzeuge künftig auch als Stromspeicher eingesetzt werden können.
Die Arbeit mit Elektromobilität verlangt ein grosses Allgemeinwissen, so kann ich «on the job» stets dazulernen und gleichzeitig mein Wissen rund um Autos, Motoren und Gebäudetechnik einbringen.