Wenn das Riesenrad wieder über der Gallusstadt ragt, ist klar: Die Chilbi-Saison steht an. Um die Bahnen in Schwung zu halten, die Zuckerwatten zu drehen und mit farbigen Lämpchen für Stimmung zu sorgen, benötigt es Strom. Elektromonteur Serge Jud von den St.Galler Stadtwerken sorgt dafür, dass am OFFA-Jahrmarkt den Schaustellenden und Marktfahrenden «der Pfuus» nicht ausgeht.
Dieses Jahr sind es 33 Schaustellende, die mit ihren Bahnen wie «Pegasus», «Phoenix» oder «Wellenflug» und Attraktionen wie Schiessbuden oder Entenfischerständen auf dem Platz sind. 89 Marktfahrende bieten zudem Magenbrot, Strohhüte oder Schuhputzmittel feil. Damit alles rund und reibungslos läuft und den Schaustellern und Marktfahrerinnen der Strom nicht ausgeht, ist das Team «Zähler und Installationen» von Jürg Heiniger im Einsatz. Die Vorbereitungen nehmen einige Tage in Anspruch. Auf einem Plan sind alle Marktfahrerinnen und Schausteller exakt eingezeichnet – inklusive Anschlüsse, Steckdosen und Stromverbrauch. Auf dem Jahrmarkt vor Ort ist Serge Jud für die Elektroinstallationen verantwortlich. Der Elektromonteur hat mit seinen Mitarbeitenden alle Leitungen und Kabel verlegt, die Bahnen an das Stromnetz angeschlossen und die Verteilerkabinen für die temporären Stromanschlüsse aufgestellt. Die Kabinen enthalten bis zu 18 Zähler: «Da ist es wichtig, dass wir die Übersicht haben, welcher Stand wo angeschlossen ist», betont Serge Jud, «denn Pommes zu frittieren braucht natürlich mehr Strom als Socken zu verkaufen.».
Seit 13 Jahren für Feste und Beleuchtung im Einsatz
Wenn Serge Jud keine Vorbereitungen für einen Anlass koordiniert, ist er für die öffentliche Beleuchtung zuständig, zum Beispiel für die Sternenstadt in der Adventszeit. Er mag es, bei seiner Arbeit draussen unterwegs zu sein. Der Jahrmarkt an der OFFA und Olma gehört zu seinen Lieblingsanlässen. Der 37-Jährige schätzt den persönlichen Austausch mit den Marktfahrerinnen, den Schaustellern und der Marktpolizei: «Das macht meine Arbeit so vielseitig und abwechslungsreich.» Serge Jud arbeitet seit 13 Jahren bei den St.Galler Stadtwerken, so lange ist er auch schon für die Strominstallationen am Jahrmarkt der OFFA und Olma zuständig. Man kennt sich: Hier ein freundliches «Hallo, wie geht’s?», da ein Scherz und dort ein kurzer Schwatz über das diesjährige Angebot.
Sein Mobiltelefon klingelt, ein Mitarbeiter der Marktpolizei ruft an: Ein Marktfahrer möchte einen anderen Standort für seinen Anhänger, da sein Kühlwagen mehr Strom benötigt. «In unserem Job ist es wichtig, flexibel zu reagieren und Eigeninitiative für Lösungen zu entwickeln», sagt Serge Jud. Das meiste könne dann unkompliziert vor Ort geklärt werden. So auch in diesem Fall: Der Elektromonteur trifft sich mit dem Marktfahrer und Marktpolizist und regelt den Umzug an den neuen Standort.
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Steckdosen beschriften: Ordnung muss sein
Nachdem Serge Jud mit seinen Mitarbeitenden die Verteilkästen mit den Zählern installiert hat, müssen alle Schaustellende und Marktfahrende ihre Steckdose am richtigen Ort im Zählerkasten einstecken und beschriften. Eine Notiz weist darauf hin, wie sie vorzugehen haben: «Alle Stecker müssen vor dem Einstecken sauber beschriftet werden. Mann- schaftswagen müssen mit dem Namen des Schaustellers beschriftet werden und die Aufschrift Mannschaftswagen aufweisen. Etiketten zum Beschriften der Stecker befinden sich im Stromverteiler.» Alles ist bis ins kleinste Detail organisiert. Das sei wichtig, wenn so viele Menschen zusammenkommen, sagt Serge Jud. So können seine Arbeitskollegen den Zählerstand nach dem Jahrmarkt ablesen und den Strom entsprechend verrechnen. Falls eine Bahn oder ein Marktstand besonders viel Strom benötigt, könnten die St.Galler Stadtwerke auf die Stromversorgung aus den Trafostationen zurückgreifen: Diese unterirdischen Netzanlagen befinden sich gut getarnt auf dem ganzen Areal des Jahrmarkts.
Ausser «Lausbuben-Streiche» kaum Zwischenfälle
Nicht zu übersehen hingegen sind die orangen Kabel, welche die Stromzufuhr aus den Verteilkästen oder aus Schächten sicherstellen. Am Boden schlängeln sich die Kabel verschiedener Grössen. Dies würde gewisse Besucher dazu verleiten, die Kabel auszustecken, erzählt Serge Jud. «Um solchen Streichen zuvorzukommen, haben wir als Schutz über gewisse Verteilpunkte Bauzelte und eine Gitterabsperrung rundherum montiert», so der Elektromonteur. Selten kam es vor, dass Sicherungen herausfallen, weil das Stromnetz überlastet war. Ein weiteres Risiko birgt das Wetter: Wenn bei Regen Wasser in die Leitungen fliesse, könne der Fehlerstrom-Schutzschalter rausfliegen und die Stromzufuhr wird unterbrochen. Ansonsten gäbe es zum Glück kaum Zwischenfälle. Ein Pikettdienst stellt während des Jahrmarkts sicher, dass bei allfälligen Störungen im Stromnetz jederzeit eine Fachperson zur Verfügung steht – entweder per Telefon oder falls nötig vor Ort.

Das Team «Zähler und Installationen» des Bereichs Netz Elektrizität und Telecom installiert Stromzähler für Gewerbe, Unternehmen oder private Liegenschaften. Von den zehn Mitarbeitenden sind sieben die meiste Zeit draussen unterwegs, drei vorwiegend im Büro an der Steinachstrasse tätig. Sie versorgen alle temporären Events, die in St.Gallen vorwiegend draussen stattfinden, mit Strom. Jedes Jahr sind das 60 bis 70 Anlässe, darunter CSIO, St.Galler Fest, Aufgetischt, Kinderfest sowie zahlreiche kleinere, auch private Feste wie Hochzeiten. Die grössten Anlässe sind das OpenAir St.Gallen und die Olma. «Manchmal finden bis zu fünf Feste gleichzeitig statt, die wir natürlich alle ermöglichen wollen.» sagt Jürg Heiniger, Ressortleiter des Teams «Zähler und Installationen».
Check-Rundgang, bevor die Lichter angehen
Der Mix aus Lichtern, Gerüchen und Geräuschen lockt jedes Jahr Tausende an den Jahrmarkt. Um sicherzustellen, dass bei der Eröffnung alle Lampen leuchten, die Bahnen laufen und die Öpfelchüechli frittiert werden können, macht Serge Jud nochmals einen Check-Rundgang. Mit seinem Team überprüft er, ob die Kabel in den Verteilkästen richtig eingesteckt und die Steckdosen korrekt angeschrieben sind. Die Elektromonteure nehmen letzte Anliegen der Marktfahrerinnen und Schausteller entgegen.
Beim Autoscooter dreht der Mitarbeiter die farbigen Lämpchen in die grellbunten Zeichnungen der Autos. Die Kabinen des Riesenrads mit Destinationen aus aller Welt werden geputzt. Alles erhält den letzten Schliff, bevor der Jahrmarkt der diesjährigen OFFA-Frühlingsmesse seine Türen öffnet und bereit ist für die Menschen, die sich begeistert in das Getümmel stürzen. Auch Serge Jud wird nach getaner Arbeit entspannt durch den Jahrmarkt schlendern. Denn bald steht schon der nächste Anlass an, bei dem er mit seinem Team dafür sorgt, dass dank Strom alles läuft.