
Sinkende Gaspreise: Weshalb die St.Galler Stadtwerke nicht kurzfristig darauf reagieren
Die Gaspreise an den wichtigsten europäischen Handelsplätzen sind gesunken. Weshalb machen sich die sinkenden Preise auf den Abrechnungen unserer Kundinnen und Kunden nicht unmittelbar bemerkbar?
Zwischen Weihnachten und Neujahr haben die Gaspreise den niedrigsten Stand seit Kriegsbeginn in der Ukraine am 24. Februar 2022 erreicht. Grund dafür ist die geringe Nachfrage, insbesondere der Industrie, während der Feiertage und Ferien. Zusätzlich haben die milden Temperaturen und eine hohe Windstromproduktion dazu geführt, dass der Bedarf nach in Gaskraftwerken produzierter Energie zurückgegangen ist. Auch stehen die Kernkraftwerke in Frankreich wieder zu über 70 Prozent in Betrieb.

Orange zeigt den Gaspreis am Terminmarkt für das Beschaffungsjahr 2023, gelb den Gaspreis am Spotmarkt.
Langfristige Strategie bei der Gasbeschaffung
Das Gas wird zeitlich verteilt und in Tranchen am Terminmarkt eingekauft. Die Differenz zwischen dem effektiven Bedarf und den beschafften Gasmengen wird zu tagesaktuellen Preisen am Spotmarkt ge- oder verkauft.
Die sgsw beschaffen Gas also bereits Monate und Jahre im Voraus, um für ihre Kundschaft eine grössere Preisstabilität zu erhalten und Risiken zu minimieren. Würde alles am Spotmarkt gekauft, unterläge der Gaspreis grossen Schwankungen.
Da die sgsw bereits den überwiegenden Teil des voraussichtlichen Gasbedarfs für das Jahr 2023 am Terminmarkt beschafft haben, wirken sich die derzeit günstigeren Einkaufspreise erst ab dem Jahr 2024 aus.
Preisanpassung benötigt Vorlaufzeit
Bei jeder Preisanpassung muss die eidgenössische Preisüberwachung konsultiert werden, die Anfragen innerhalb von maximal 90 Tagen beantwortet. Erst im Anschluss daran darf der Stadtrat die neuen Preise beschliessen.
Die sgsw haben den Gaspreis letztmals am 1. Juni 2022 erhöht. In diese Kalkulation sind die hohen Beschaffungspreise des Sommers nicht eingeflossen. Aufgrund des hohen Preisniveaus über die Sommermonate sahen sich die sgsw im Herbst dazu veranlasst, eine weitere Tariferhöhung für das erste Quartal 2023 zu prüfen. Da die Marktpreise seit dem Herbst wieder sinken, ist dieser Schritt derzeit nicht notwendig. Aktuell entsprechen die Abgabepreise etwa den Beschaffungskosten.
Aus diesen Gründen können die Kundinnen und Kunden der sgsw im Jahr 2023 noch nicht mit einer Reduktion des Gaspreises rechnen.