Wenn die Strassen im St.Galler Museumsquartier für den Verkehr gesperrt sind und einem der Duft von heissen Marroni in die Nase steigt, dann ist Olma-Herbstjahrmarkt – und die Arbeit von Florian Stätzler, Mitarbeiter der St.Galler Stadtwerke, und seinem Team bereits beendet. 14 provisorische Wasseranschlüsse haben sie im Vorfeld installiert.
Jedes Jahr zieht der Olma-Herbstjahrmarkt Tausende von Menschen aus der ganzen Schweiz an. Sie flanieren zwischen Marktständen und Bahnen, kaufen gebrannte Mandeln oder dicke Wollsocken, wagen sich auf die Achterbahn oder geniessen auf dem Riesenrad einen Blick von oben auf die Stadt. 199 Marktstände werden dieses Jahr gemäss Stadtpolizei St.Gallen, die den Herbstjahrmarkt jeweils organisiert, aufgestellt, dazu kommen 36 Schaustellungen. Viele dieser Marktfahrenden und Schaustellenden benötigen für den Betrieb ihres Standes oder ihrer Bahn nebst Strom auch Wasser. Und dafür ist bei den St.Galler Stadtwerken (sgsw) Florian Stätzler vom Bereich Wasser, Gas und Wärme verantwortlich.
Alles ist genaustens geplant
Florian Stätzler ist an diesem Morgen – ein paar Tage vor Jahrmarkt-Beginn – nicht allein vor Ort. Er hat zwei Kollegen mitgebracht: Cyril Bucher und Andreas Eisenreich. Gemeinsam installieren sie die provisorischen Wasseranschlüsse. Wo welcher Anschluss auf dem 1270 Meter langen Jahrmarktweg durch das Museumsquartier montiert werden muss, ist auf einem Plan genauestens festgehalten. Stätzler benötigt ihn aber nur selten. Er kennt sich aus, erledigt diese Arbeiten nicht zum ersten Mal. Er und seine Kollegen holen das Werkzeug aus dem Transporter, rollen den Schlauch aus und öffnen den Hydranten an der Ecke Sonnen-/Parkstrasse. Am Hydranten wird auf der einen Seite der Schlauch angeschlossen, auf der anderen eine Stahlleitungskonstruktion mit mehreren Zugängen.
Hier können die Marktfahrenden ihr Wasser selbst holen. Ein zwischenmontierter Zähler hält den Verbrauch fest. Das andere Ende des Schlauches wird in einem Kasten, der sich einige Meter entfernt vom Hydranten befindet, fixiert. In diesem Kasten hat es fünf weitere Anschlüsse, welche von den Marktbetreibenden genutzt werden können. Kaum ist der Schlauch angebracht, dreht Andreas Eisenreich die Hahnen auf. Wasser spritzt heraus. Zunächst ist es etwas braun, dann wird es klarer. «Viele dieser Leitungen sind seit längerem nicht mehr genutzt worden», erklärt Stätzler. «Deshalb müssen wir sie zunächst entlüften und dann durchspülen.»

Wenn die Strassen nachher voll sind mit Marktständen und Bahnen, dann sieht man die Schläuche kaum mehr.
Gas- und Wasserzähler auswechseln
Seit siebeneinhalb Jahren arbeitet Florian Stätzler als Monteur und Werkstattschreiber bei den sgsw – und genau so lang installiert er die provisorischen Wasseranschlüsse für den Olma-Herbstjahrmarkt. Dasselbe macht er auch für den Jahrmarkt der Offa – der ist allerdings kleiner und benötigt weniger Anschlüsse – und für weitere Veranstaltungen wie den Zirkus Knie auf dem Spelteriniplatz oder das Zelt auf der Kreuzbleiche. Dies ist aber nur ein kleiner Teil seiner Arbeit. Hauptsächlich kümmert sich der 41-Jährige um die Gas- und Wasserzähler in den St.Galler Haushalten. Alle 14 Jahre werden sie eichfällig und müssen ausgewechselt werden. Das heisst, dass der gebürtige Arnegger, der mittlerweile seit fast drei Jahren in der Stadt wohnt, jährlich etwa 1000 bis 1400 Zähler austauscht. «Ich habe in St.Gallen schon viele Wohnungen und Häuser von innen gesehen», sagt er und lacht. Vor seiner Zeit bei den sgsw war der gelernte Spengler und Sanitärinstallateur auf dem Bau und in der Produktion verschiedener Betriebe tätig. «Ich habe früher meistens draussen gearbeitet. Heute bin ich die Hälfte der Zeit draussen, die andere drinnen. Das gefällt mir.»
Ein Quartier, 14 Hauptanschlüsse
Mittlerweile haben seine beiden Kollegen den Transporter auf den Parkplatz vor dem Gebäude der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) gefahren. Hier kann ein Wasseranschluss der PHSG genutzt werden. «Der Wasserverbrauch wird der Schule selbstverständlich vergütet», sagt Stätzler. Die sgsw-Mitarbeitenden tragen einen Metallkasten, der etwa zehn weitere Anschlüsse enthält, aus dem Wagen und stellen ihn aussen an die Wand des Hochschulgebäudes. Sie fixieren ihn mit Kabelbinder und schliessen den Schlauch sowohl am Kasten als auch am Wasserhahnen an. Da sich dazwischen Kasten und Hahnen eine Türe befindet, wird der Schlauch über dem Eingang fixiert. «Sicherheit ist unser oberstes Gebot. Wir wollen nicht, dass jemand über die Schläuche stolpert.»
14 Hauptanschlüsse gibt es auf der Jahrmarktsstrecke Sonnen-, Scheffel-, Notker- und Parkstrasse. Zum einen sind es Hydranten, zum anderen bestehende Anschlüsse an Gebäuden wie bei der PHSG oder beim Schulhaus Spelterini, das sich unmittelbar daneben befindet. Schwierigkeiten bei der Installation und der anschliessenden Nutzung der provisorischen Anschlüsse durch die Marktbetreibenden gab es bislang kaum. «Manchmal versperrt uns ein Berg Abfallsäcke den Weg zum Hydranten», sagt Florian Stätzler, «dann müssen wir zuerst die Abfallsäcke entfernen, was nicht unbedingt sehr angenehm ist.» An mutwillige Beschädigungen der Anschlüsse während der Jahrmarktszeit kann er sich nicht erinnern. Es gab einzig ein paar Graffiti an den Kästen. «Wenn die Strassen nachher voll sind mit Marktständen und Bahnen, dann sieht man die Schläuche auch kaum mehr», ergänzt er mit einem Augenzwinkern.

Textalternative zum Bild: Die Schläuche zum Hydranten werden fixiert. - neues Fenster
Unterschiedlicher Wasserverbrauch
Der Anschluss auf dem Spelteriniplatz ist allerdings nicht ganz so unauffällig: Es ist ein orange-weisser, knapp ein Meter hoher Leitkegel, eine sogenannte Pylone, mit mehreren Zugängen. Stätzler lacht und sagt: «Dieser Anschluss ist der einzige, der etwas auffällt.» Er ist eine Eigenkreation der sgsw-Mitarbeitenden und gerade weil er ungewöhnlich aussieht beliebt bei den Marktfahrenden und Schaustellenden. Die Pylone wird vor den Toiletten-Häuschen aufgestellt und durch den Schlauch mit dem Hydranten verbunden. Cyril Bucher öffnet den Hydranten, Andreas Eisenreich die Anschlüsse am Kegel. Das Wasser fliesst und ein weiterer Anschluss ist fixiert.
Der Wasserverbrauch der Marktfahrenden und Schaustellenden an den zehn Jahrmarktstagen ist unterschiedlich. «Es gibt solche, die benötigen lediglich ein paar Kubikmeter Wasser, andere bis zu 40 Kubikmeter», sagt Florian Stätzler. Abgerechnet wird am Schluss. Wenn Olma und Jahrmarkt vorbei sind, werden die sgsw-Mitarbeitenden die Zähler ablesen und die provisorischen Wasseranschlüsse wieder abmontieren und einlagern. Für den nächsten Jahrmarkt – und der kommt bestimmt.