Das Glasfasernetz sorgt nicht nur für eine schnelle Internetverbindung. Es schafft auch die Grundlage für die Datenkommunikation, die für zahlreiche Massnahmen aus dem städtischen Energiekonzept 2050 wichtig ist. Thomas Schrepfer ist Leiter der Fachstelle Telecom bei den St.Galler Stadtwerken und zuständig für das Glasfasernetz. Er erklärt, warum das Glasfasernetz in Zukunft noch bedeutungsvoller wird.
Die St.Galler Stadtwerke haben die flächendeckende Erschliessung des Glasfasernetzes Ende 2019 abgeschlossen. Seitdem hat man sich privat wie geschäftlich an die Vorzüge, wie eine schnelle Internet-Verbindung, gewöhnt. Wofür ist das Glasfasernetz sonst noch wichtig?
Viele sehen im Glasfasernetz nur eine Infrastruktur, mit der Daten für Internet und TV schneller transportiert werden können als über Kupferleitungen. Dabei ist es viel mehr als das. Damit wir die Ziele des städtischen Energiekonzepts 2050 erreichen, benötigen wir das Glasfasernetz als «Nervensystem». Denn für den fortschreitenden Umbau der Energieversorgung müssen die Versorgungsnetze weiterentwickelt werden. Das heisst, Energieflüsse müssen zunehmend dezentral gemessen, geregelt und gesteuert werden, was eine riesige Menge an Daten generiert. Das Glasfasernetz dient als zuverlässiges Transportmedium für diese Daten und wird damit immer wichtiger für eine stabile Versorgung.
Im Jahr 2019 wurde der zehnjährige Ausbau des Glasfasernetzes in der Stadt St.Gallen abgeschlossen. 98 Prozent aller Liegenschaften sind an das Glasfasernetz angeschlossen. Das entspricht heute rund 11’500 Gebäuden. Insgesamt sind über 190'000 Kilometer Glasfasern verbaut, was knapp fünf Mal dem Erdumfang entspricht. Mittlerweile sind gut 51’500 private und geschäftliche Nutzungseinheiten über das Glasfasernetz erschlossen.
Können Sie das ausführen?
Bei der Stromversorgung findet ein Wandel statt: Anstelle von wenigen Grosskraftwerken, die gleichmässig Strom liefern, wird der Strom zunehmend aus zum Beispiel vielen Photovoltaik-Anlagen ins Netz eingespeist. Dieser wird witterungsbedingt unregelmässig produziert. Deshalb muss der Stromfluss zunehmend überwacht werden, um etwa Netzüberlastungen zu verhindern. Dafür braucht es Informationen. Ähnlich wie bei Nervenbahnen der Menschen werden diese Informationen aus unserem Versorgungsgebiet zu den St.Galler Stadtwerken transportiert, wo sie weiterverarbeitet werden.
Damit wir die Ziele des städtischen Energiekonzepts 2050 erreichen, benötigen wir das Glasfasernetz als ‹Nervensystem›.
Das Glasfasernetz bildet also eine wichtige Grundlage für den ökologischen Umbau der Energiesysteme?
Richtig. Für das Erreichen des Netto-Null-Ziels sind Daten essenziell. Für Steuerungs- und Einflussmöglichkeiten brauchen wir Informationen über den Netzzustand, über den Energieverbrauch und über Einspeisewerte. Diese Daten müssen teilweise in Echtzeit verfügbar sein und eine solch schnelle Übertragung schafft nur das Glasfasernetz.
Was sind weitere Vorteile des Glasfasernetzes?
Daten können über das Glasfasernetz über weite Distanzen transportiert werden, ohne dass das Signal verstärkt werden muss, wie dies bei Kupferleitungen oft der Fall ist. Zudem ist das Glasfasernetz weniger störungsanfällig, da es anders als Kupferkabel nicht auf elektromagnetische Einflüsse reagiert, und hat somit eine hohe Verfügbarkeit.
Thomas Schrepfer ist seit knapp drei Jahren Leiter Fachstelle Telecom des Bereichs Netz, Elektrizität und Telecom. Davor war er eineinhalb Jahre Ressortleiter Leitungsprojektierung Telecom. Der 50-Jährige lernte ursprünglich Elektromonteur. Danach wechselte er in die Fiberoptik, wo sich alles um Glasfasern dreht. In diesem Bereich arbeitete er 26 Jahre lang in unterschiedlichen Funktionen. Bevor er zu den St.Galler Stadtwerken wechselte, war er Portfolio Manager im Bereich passive Netzwerkkomponenten.
Für welche weiteren Projekte ist das Glasfasernetz wichtig?
Für den Smart Meter Rollout. Bis Ende 2028 ersetzen die sgsw in ihrem Versorgungsgebiet mehr als 50'000 herkömmliche Stromzähler durch kommunikationsfähige Smart Meter. Dank dieser Vorgabe des Bundes werden Zählerstände dann digital übermittelt. Dasselbe gilt bei der St.Galler Stadtwerke auch für Zählerstände von Wasser, Gas und Wärme. Auch hier wird das Glasfasernetz für die Datenkommunikation verwendet.
Ausserdem bieten die St.Galler Stadtwerke ihrer Geschäftskundschaft Glasfaserlösungen zur Optimierung ihrer digitalen Infrastruktur, zum Beispiel für das Vernetzen verschiedener Standorte mit CityLAN, aber auch eigene Glasfaserverbindungen, sogenannte Darkfiber.
