03.04.2023

Vorzeigeprojekt Wärmeverbund

Quartiergeist statt Alleingang an der Ramsenstrasse

Nachhaltige Wärme für eine ganze Siedlung – doch welche Technologie ist die beste? Der Wärmeverbund Ramsenstrasse in St.Gallen, den die St.Galler Stadtwerke gemeinsam mit der Siedlungsgenossenschaft Hinterberg verwirklicht haben, setzt auf Erdsonden und Wärmepumpen.

Beat Fausch, Wärmeberater St.Galler Stadtwerke

Der Wärmeverbund Ramsenstrasse war ein komplexes Projekt. Dass eine gemeinsame und erneuerbare Lösung realisiert werden konnte, ist umso erfreulicher.

 
Beat Fausch, Wärmeberater St.Galler Stadtwerke
Bruno Broder, Präsident Siedlungsgenossenschaft Hinterberg

Bei uns ist der Genossenschaftsgedanke trotz individuellem Hauseigentum wichtig, so konnten wir – entgegen ersten Widerständen – für immerhin 17 Liegenschaften eine nachhaltige Lösung realisieren.

 
Bruno Broder, Präsident Siedlungsgenossenschaft Hinterberg
Kurz erklärt So funktioniert der Nahwärmeverbund

Die neue Erdsonden-Wärmepumpenanlage nutzt den bestehenden Heizungsraum im Garagentrakt als Zentrale. Die 14 Bohrungen für die Erdsonden erfolgten entlang der Strasse und dem Bahngleis. Die Erdsonden wurden in einem Sondenverteiler zusammengefasst und an die Wärmepumpen angeschlossen. Mit diesen wird die Wärme aus dem Erdreich auf ein höheres Temperaturniveau angehoben, welches für die Bereitstellung von Raumwärme und Brauchwarmwasser verwendet werden kann. Von der Zentrale aus gelangt die Heizenergie über das neu erstellte Wärmenetz in einem geschlossenen System zu den drei Häuserreihen, welche jeweils über das unterste Haus erschlossen wurden. In jedem Haus gibt es eine Heizgruppe, über welche die gewünschte Raumtemperatur individuell eingestellt werden kann. Das Warmwasser wird in einer sogenannten Frischwasserstation erwärmt, die ihre Wärme aus einem Wärmespeicher bezieht. Sollten einmal Probleme bei der zentralen Wärmepumpenanlage oder auch bei den einzelnen Hausstationen auftreten, können die sgsw via Fernzugriff intervenieren und die notwendigen Nachjustierungen vornehmen.

A: Erdsondenfeld, B: Heizzentrale, C: Wärmenetz
Festland

Nachdem die Mitglieder der Genossenschaft grünes Licht für das Projekt gegeben hatten, konnte der Bau beginnen. «Vereinfacht gesagt holen die Erdsonden Wärme aus dem Boden. Das heisst, wenn man mehr Wärme braucht, wie bei 17 Reiheneinfamilienhäusern, braucht es auch mehr Erdsonden», erklärt Bauleiter Thomas Kunz. Insgesamt waren 14 Erdsondenbohrungen entlang der Strasse und dem Trassee der SOB-Bahn nötig. Dabei erreichte der Diamantkopf der Bohranlage eine Tiefe von je rund 260 Metern. Über die Rohrbündel, die in jedes Bohrloch gelegt wurden, gelangt die gewonnene Erdwärme zur zentralen Wärmepumpe, um dann über die Wärmeleitungen an alle angeschlossenen Häuser weiterverteilt zu werden (siehe Info-Box «So funktioniert der Nahwärmeverbund»).

Das ganze Projekt musste auf dem Grundstück der Genossenschaft realisiert werden und konnte nicht, wie der ehemalige Ölheizverbund, von der öffentlichen Strasse her erschlossen werden. «Wir haben sozusagen auf der grünen Wiese gebaut. Und weil es die meiste Zeit regnete, war es eine Schlammschlacht wie beim OpenAir St.Gallen», schmunzelt Kunz. Und ergänzt: «Da das Erdsondenfeld nah am Bahngeleise lag, musste auch die SOB involviert werden. Vor und nach der Bohrung mass ein Geometer, ob sich die Gleise gesenkt haben.»

Der Bau der Anlagen wird von den sgsw bevorzugt an lokale Privatunternehmen vergeben. Beim Wärmeverbund Ramsenstrasse waren insbesondere folgende Partner beteiligt: die Geotherm AG war für die Bohrungen zuständig, von der Hälg & Co. AG kam die Anlagetechnik «und die Bernhard Gartenbau AG sorgte dafür, dass die Umgebung danach fast noch schöner als vorher aussah», so Kunz.

Marco Ender, Vize-Präsident Siedlungsgenossenschaft Hinterberg

Die sgsw-Fachleute gaben uns die Sicherheit, dass unser Wärmeverbund technisch überzeugt. Und wir haben einen Ansprechpartner, der uns in jeder Phase zuverlässig begleitet.

 
Marco Ender, Vize-Präsident Siedlungsgenossenschaft Hinterberg
Thomas Kunz, Abteilungsleiter Energiedienstleistungen St.Galler Stadtwerke

Nicht nur die Realisation des Wärmeverbundes liegt in unseren Händen. Dank unserem fachkundigen Betriebspersonal sind wir auch für den Betrieb und Unterhalt der erste Ansprechpartner für die angeschlossenen Parteien.

 
Thomas Kunz, Abteilungsleiter Energiedienstleistungen St.Galler Stadtwerke
Text: Christian Sidow

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