Simon Schoch ist Leiter Technischer Verkauf und Beratung des Bereichs Energie, Verkauf und Marketing der St.Galler Stadtwerke (sgsw). Er begleitet Immobilienbesitzerinnen und -besitzer auf dem Weg zu integrierten Energielösungen. Dafür werden Energiekonzepte erstellt, die technische, wirtschaftliche und betriebliche Aspekte aufeinander abstimmen.
Sie und Ihr Team bieten Beratungen zu Photovoltaikanlagen, dezentralen Wärmelösungen, E-Ladestationen und Abrechnungsdienstleistungen an. In welchem Bereich erleben Sie derzeit die grösste Nachfrage?
Das zeigt sich deutlich im Bereich der Abrechnungslösungen für Photovoltaikanlagen. Der PV-Boom der letzten Jahre hält weiter an. Viele unserer Kundinnen und Kunden sehen, dass es sich lohnt, solche Anlagen auf ihren Dächern zu installieren und den produzierten Strom vor Ort zu nutzen. Wir beraten unsere Kundinnen und Kunden bei der Wahl des Abrechnungsmodells, das am besten zu ihrer individuellen Situation passt. So können Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzer den Solarstrom unkompliziert an ihre Hausbewohnerinnen und -bewohner weitergeben, ohne die Abrechnungen selbst erstellen oder die nötige Messinfrastruktur betreiben zu müssen.
Ein ebenfalls stark wachsender Bereich sind die Ladestationen für Elektromobilität. Dafür haben wir ein spezialisiertes Team, das sich um Mobilitätslösungen kümmert. Bei Objekten, bei denen wir als sgsw verschiedene Dienstleistungen anbieten dürfen, arbeiten wir eng mit dem anderen Team zusammen und sind Ansprechpartner für unsere Kundschaft. Wir koordinieren alles und halten die Fäden zusammen, sodass am Ende ein Gesamtangebot für ein integriertes Energiesystem abgegeben werden kann.
Im Bereich Wärme bieten wir in unserem Team Versorgungslösungen vor allem für Gebäude an, die nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen werden oder bei denen der Anschluss erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen kann. Dort setzen wir, je nach Zeitraum, auf geeignete Zwischenlösungen oder nachhaltige Alternativen wie Blockheizkraftwerke. Bei allen Angeboten übernehmen wir die Betriebsverantwortung und sorgen dafür, dass unsere Kundschaft sicher und effizient mit Strom und Wärme versorgt wird.
Wer sind Ihre Kundinnen und Kunden hauptsächlich?
Unsere Kundinnen und Kunden sind vorwiegend Immobilienbesitzerinnen und -besitzer. Das Spektrum reicht dabei von Eigentümerinnen und Eigentümer einzelner Mehrfamilienhäuser bis hin zu institutionellen Investorinnen und Investoren mit einem grossen Portfolio an Liegenschaften. Wir sind zudem Ansprechpartner für Verwaltungen von Wohn-, Gewerbe- und Industrieliegenschaften.
Wo sehen Sie den Mehrwert Ihres Dienstleistungsangebots?
Wir bieten ein ganzheitliches Dienstleistungspaket an, das sämtliche Bereiche abdeckt: von der Wärmeerzeugung über Photovoltaik bis hin zur Abrechnung und E-Ladeinfrastruktur. Unser Anspruch ist es, nicht nur einzelne Lösungen anzubieten, sondern alle Energiesysteme rund um das Gebäude miteinander zu verknüpfen. Wir müssen im Verbund denken und schaffen funktionierende Gesamtlösungen, indem wir Synergien nutzen, Schnittstellen clever verbinden und die Anlagen so betreiben, dass sie zuverlässig, effizient und möglichst fehlerfrei laufen. Der optimale Betrieb eines einzelnen Gebäudes ist wichtig. Uns interessiert aber auch das grössere Ganze – das Areal, das Quartier und letztlich die Stadt. Mit unserem systemischen Ansatz entwickeln wir integrierte Energiekonzepte, die technisch durchdacht, wirtschaftlich sinnvoll und für alle Beteiligten tragfähig sind.
Unser Anspruch ist es, nicht nur einzelne Lösungen anzubieten, sondern alle Energiesysteme rund um das Gebäude miteinander zu verknüpfen.
Welche Projekte beschäftigen Sie aktuell?
Momentan begleite ich ein grosses Projekt im Osten der Stadt. Dabei handelt es sich um ein Areal eines institutionellen Immobilieneigentümers mit fünf Liegenschaften, für den wir mehrere PV-Anlagen inklusive unserer Abrechnungsdienstleistung sowie eine Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität realisieren dürfen. Parallel dazu arbeiten wir mit einer Wohnbaugenossenschaft zusammen. Wir analysieren, wo der Einsatz von PV-Anlagen aus technischer und wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist und wo sich eine Zusammenarbeit beim Bau und Betrieb der Anlagen anbietet.
Der 47-Jährige hat ursprünglich Elektromonteur gelernt und sich stetig weitergebildet. Er war mehrere Jahre in der Gebäudeautomation und im Bereich dezentraler Wärmelösungen tätig, bevor er 2014 zu den sgsw kam. Simon Schoch arbeitete zunächst im Bereich Innovation und übernahm 2018 die Verantwortung für die Projektierung von Ladelösungen und PV-Anlagen, später kamen die Themen Wärme und Abrechnungslösungen hinzu. Seit 2023 ist er Leiter des Ressorts Technischer Verkauf und Beratung. Gleichzeitig ist er Geschäftsführer der energienetz GSG AG, die im Westen der Stadt St.Gallen ein Niedertemperatur-Wärmenetz baut und betreibt. Simon Schoch wohnt mit Frau und Tochter in Herisau, wo er mit seinem Schuppel seit über 20 Jahren am Altjahrstag als Silvesterchlaus unterwegs ist.
Welches sind die grössten Herausforderungen in Ihrem Tätigkeitsfeld?
Im Bereich der Verrechnungslösungen tut sich derzeit einiges: Der Gesetzgeber hat neue Möglichkeiten geschaffen, etwa über virtuelle Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch, die wir bereits heute realisieren. Ab dem nächsten Jahr kommen die lokalen Elektrizitätsgemeinschaften dazu. Sie ermöglichen es, lokal produzierten Solarstrom über mehrere Liegenschaften hinweg zu nutzen. Bei diesem Modell wird erstmals die Mitnutzung des öffentlichen Stromnetzes erlaubt sein. Es soll die Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen weiter steigern und einen Anreiz schaffen, vorhandene Flächen bestmöglich auszunutzen.
