Ähnlich wie die St.Galler Stadtwerke ist Triathlet Florin Parfuss in verschiedenen Disziplinen unterwegs. Den Einzelsportler und den Sponsor verbindet aber noch mehr. In einem Gespräch erzählt Florin Parfuss von der anstehenden Weltmeisterschaft, seiner Lieblingsstadt, einer neu entdeckten Sportart und seiner beruflichen Karriere.
Jeder Schritt, jeder Zug im Wasser und jede Pedalumdrehung auf dem Rad muss sitzen. Viel Zeit, das zu trainieren, hat der St.Galler Triathlet Florin Parfuss nicht mehr. Bald steht die Weltmeisterschaft im Triathlon, der «Ironman», in Lahti in Finnland an. «Es ist der wichtigste Wettkampf in dieser Saison, mein ganzes Training ist auf den 27. August ausgerichtet», sagt der 21-jährige Halbprofi.
Parfuss steckt mitten in der Saison. Die Monate sind intensiv, mit vielen Wettkämpfen besetzt. Mitte Juni stand eine Kurzdistanz-Serie an, an der Parfuss Punkte für den Europacup sammeln konnte. Denn die Startplätze sind begrenzt und hängen von den Resultaten der vergangenen Saison ab. Anfang Juni nahm Parfuss am «Ironman» in Rapperswil teil. Der Triathlon über die Halbdistanz diente ihm als Vorbereitung für die WM im August. Er erzielte zwar nicht das Resultat, dass er sich für die Weltmeisterschaft erhofft. Aber: «Das Rennen in Rapperswil hat gezeigt, dass die Technik, die ich mir zurechtgelegt habe, funktioniert.»
Parfuss ist gespannt auf seine erste Weltmeisterschaft. «Ich freue mich sehr darauf», sagt er, «aber bin mir noch nicht sicher, wie gut ich mit den Wettkampfbedingungen klarkommen werde.» Die WM-Strecke soll flach sein, was Parfuss entgegenkommt, aber er mag wärmere Temperaturen lieber als kältere. Sein liebster Trainingsort liegt auch um einiges südlicher als der Austragungsort der WM. Seine Lieblingsstadt ist Dubai. «Die Stadt ist sehr imposant, die Menschen offen und freundlich», schwärmt Parfuss. Seine Begeisterung ist spürbar. In Dubai findet er auch optimale Trainingsbedingungen. Gleich neben dem Hotel, wo er normalerweise logiert, verläuft eine 10 Kilometer lange Velostrecke. Es gibt noch einige andere grössere Strecken, die nur auf Fahrräder ausgelegt sind. Über 200 Kilometer Veloweg stellt die Stadt instand.

Mit Yoga einen Ausgleich finden
Aber Parfuss trainiert nicht nur schwitzend auf dem Fahrrad. Er hat in seiner jungen Karriere auch gelernt, die Erholung zu schätzen. «Ferien und Pausen sind mir wichtig», sagt er. Die Ermüdungs- und Verletzungsgefahr sei gross, wenn man sich nicht eine entsprechende Erholungszeit gönne, erklärt er. Viele Sportlerinnen und Sportler seien seit der Pandemie immer am Trainieren, immer an Wettkämpfen. Durch die damalige Situation habe es keine richtige Hauptsaison mehr gegeben und Wettkämpfe hätten über das ganze Jahr verteilt stattgefunden, sagt Parfuss. «Ohne richtige Saisonpause ist die Chance für eine Überlastung gross.» Das will er möglichst nicht riskieren.
Parfuss hat deshalb ein neues Element in seinen Trainingsplan aufgenommen: Yoga. «Zuerst konnte ich es gar nicht richtig ernst nehmen», sagt Parfuss und lacht. «Aber dann habe ich gemerkt, dass es super ist. Ich konzentriere mich eine Stunde lang nur auf mich und meine Atmung.» Anfangs Saison besuchte er wöchentlich eine Yoga-Stunde. Durch seine Mutter sei er darauf gekommen. Nun spürt er auch eine Veränderung beim Rennen. «Ich habe gelernt, richtig zu atmen und kann dadurch meinen Puls senken. Das macht mich leistungsfähiger.»

Ich muss nicht jedes Wochenende in einen Club gehen, aber die Olma und das St.Gallerfest sind mir wichtig.
Das Leben neben dem Sport
In einer Sportlerkarriere gibt es gute und weniger gute Tage. Das weiss auch Florin Parfuss. Er wird nachdenklich. Beim Erzählen spürt man, wie sehr er seinen Sport liebt und wie viel Leidenschaft darin steckt. Dennoch soll der Sport nicht das einzige in seinem Leben sein. Er erzählt: «2020 hatte ich einmal Corona und bin ausgefallen. Das Atmen viel mir schwer.» Ihm sei bewusst geworden, dass er ein zweites Standbein brauche. Für den Fall, dass es mit dem Sport einmal nicht mehr geht. Für die Zeit, in der seine Sportkarriere beendet sein wird. «Ich möchte nicht vor dem Nichts stehen», sagt er.
Zusammen mit seinem Trainier Christian Brader, der selbst einmal Profisportler war, hat er sein Training so zurechtgelegt, dass er Zeit für eine Arbeitsstelle und eine Ausbildung hat. Ein hundertprozentiger Profi trainiert immer. Parfuss will das nicht, aus mehreren Gründen. Früher sei er nur geschwommen, dann habe er durch das viele Training die Freude am Sport verloren, erzählt er. «Ich möchte, dass mir jedes einzelne Training Freude macht.» Dem Halbprofi ist es auch wichtig, dass er Zeit für seine Freunde hat und diese mit ihnen geniessen kann. «Ich muss nicht jedes Wochenende in einen Club gehen, aber die Olma und das St.Gallerfest sind mir wichtig.»

Parfuss hat ausserdem eine Praktikumsstelle im Athletenmanagement im 80-Prozent-Pensum bei der ON AG in Zürich. Der 21-Jährige ist gelernter Kaufmann. Er absolvierte seine Ausbildung bei den St.Galler Stadtwerken, er war der erste Sportlernede im Betrieb. Die Zusammenarbeit dauert an und wird im Rahmen eines Sponsoringengagements weitergeführt. Ähnlich wie er sind auch die St.Galler Stadtwerke in verschiedenen Disziplinen unterwegs. In der Ausbildung fuhr er schon vor dem Arbeitsantritt um 7.30 Uhr Rad oder war schwimmen. Er denke oft an diese Zeit zurück. «Ich habe mich damals stark weiterentwickelt.» Er habe hier auch seine Leidenschaft für die Moderation entdeckt. «Im Mutationsbüro musste ich mich ans Telefon setzen und mit unzähligen Leuten sprechen. Anfangs hatte ich etwas Mühe», sagt er und lacht. Nun ist seine Nebenbeschäftigung Speaker. Er moderiert Rennen und Läufe oder referiert bei Anlässen.
In Zukunft möchte er vermehrt mit Menschen zu tun haben. Auch Marketing und Kommunikation interessieren ihn. Sein Traumberuf: «Am liebsten würde ich das Sportpanorama moderieren.» Sein Wirtschaftsstudium hat er aktuell unterbrochen, er möchte sich bis Ende Jahr auf den Sport konzentrieren. Wie es 2024 weitergeht, kann er noch nicht sagen. Zuerst radelt, schwimmt und läuft er in Lahti.