Timo Eckert ist Chefmonteur des Ressorts Leitungsbau Netz Elektrizität und Telecom. Beim Projekt Brühlbleiche im Museumsquartier sanieren Netzelektriker unterirdische Kabel und installieren neue Hausanschlüsse im Boden. Mit diesen Investitionen bereiten die St.Galler Stadtwerke das Elektrizitätsnetz für die Energiewende vor.
Auf den Gehsteigen und den Strassen des Museumsquartiers herrscht momentan reges Treiben – ganz anders als in den stillen Museen, die dem Quartier seinen Namen geben. Die Olma ist vorbei und auf der Brühlbleichestrasse, Scheffelstrasse oder Sonnenstrasse wird im November und Dezember mit Hochdruck gearbeitet, bevor der erste Schnee fällt. Die gelben Herbstblätter fallen an diesem Novembermorgen zwar noch zu Boden, doch die Temperaturen muten bereits winterlich an.

Auf der Suche nach dem Rohrende
Während Mitarbeitende des Tiefbauunternehmens die Sonnenstrasse sanieren, erneuern Netzelektriker von den St.Galler Stadtwerken die Kabel in den aufgerissenen Gräben an der Scheffelstrasse oder der Brühlbleichestrasse. Timo Eckert ist mittendrin: Als Chefmonteur Leitungsbau Netz Elektrizität und Telecom leitet der 32-Jährige das umfangreiche Projekt Brühlbleiche, bei dem die in die Jahre gekommenen Kabel erneuert werden.
Netzelektriker Eckert koordiniert die Arbeiten auf den Baustellen und teilt seine zehn Team-Mitglieder ein, um die Kabel zu sanieren oder neu zu installieren. «Eine der Herausforderungen ist es, dass wir uns mit den Tiefbauunternehmen abstimmen und die Kabel jeweils vor der Strassensanierung auswechseln», so Timo Eckert. Er steht neben einem offenen Strassengraben und prüft mit dem Bauleiter des Tiefbauunternehmens die auf der Projektkarte eingezeichneten Kabel, die es zu erneuern gilt. Obwohl alle Standorte der Liegenschaften und die unterschiedlichen Arten von Kabeln akkurat auf der Karte eingezeichnet sind, läuft nicht immer alles nach Plan. So auch an diesem Vormittag: In einem Graben ist das Rohrende nicht sichtbar. Das Loch in der Strasse muss vergrössert werden, um die Kabel verbinden zu können.
Netzelektriker und Netzelektrikerinnen bauen und warten Anlagen für den Transport und die Verteilung von elektrischer Energie, für Kommunikationsnetze und für den elektrisch betriebenen öffentlichen Verkehr. Sie arbeiten vor allem im Freien und im Team. Wechselnde Arbeitsorte und spannende Tätigkeiten versprechen eine abwechslungsreiche Ausbildung. Die St.Galler Stadtwerke bieten für den Sommer 2024 zwei Lehrstellen als Netzelektriker oder Netzelektrikerin an. Bei Fragen steht Timo Brunnenmeister, Lehrlingsverantwortlicher, unter timo.brunnenmeister@sgsw.ch oder +41 71 224 63 19 zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie hier.
Die Netzarbeiten stellen sicher, dass die Stromversorgung auch in Zukunft leistungsfähig ist: «Hierfür sind auch kurze Stromausschaltungen nötig. Wir suchen vorab immer das Gespräch mit Kundinnen und Kunden und halten die Unterbrüche so kurz wie möglich. Ganz darauf verzichten können wir aber nicht, denn nur, wenn wir das Netz jetzt unterhalten, bleibt das Stromnetz auch in Zukunft effizient», erklärt Eckert.
Nach der Baustelle geht es weiter in die Trafostation: Hier wird die elektrische Energie aus dem Mittelspannungsnetz von 10'000 Volt auf 230 Volt für die allgemeine Versorgung umgewandelt. Timo Eckert öffnet die Türe zum unterirdischen Kabelkeller in der Trafostation, wo die Netzelektriker hinuntersteigen, um die Kabel zu verlegen. Der Geruch von frischem Gummi steigt einem in die Nase. Einerseits kommen hier die Kabel aus den unterirdischen Stromleitungen zusammen, andererseits führen Kabel weiter in die Verteilkabinen, die den Strom in die Liegenschaften transportieren.
Unvorhersehbares ist an der Tagesordnung
«Jede Baustelle, jeder Graben und jeder Stromanschluss hat seine Eigenheiten», so Eckert. Die Netzelektriker müssen flexibel sein und bei unvorhersehbaren Zwischenfällen wie beispielsweise Kurzschlüssen schnell reagieren und den Schaden beheben. Bei solchen dringenden Situationen sei die Kundschaft froh, wenn sie sich direkt an die Netzelektriker der St.Galler Stadtwerke wenden kann.
Zu den Baustellen, Liegenschaften, Verteilkabinen oder Trafostationen ist Timo Eckert mit seinem Auto unterwegs, einem «fahrenden Werkzeugkasten». Im Kofferraum sind Schlüsselsets, Bohrmaschinen, Rohrschneider oder Kabelscheren verstaut. Oft stehen Projekte wie Hausanschlüsse sanieren, Neuanschlüsse installieren oder allgemeine Unterhaltsarbeiten an. Die Netzelektriker ziehen Kabelleitungen ein, schliessen Kabel an oder installieren Glasfaserkabel. Veraltete Kabel werden ersetzt oder isoliert, damit sie wasserdicht sind und kein Kurzschluss entsteht. Alle Kabel müssen nach einer gewissen Zeit ersetzt werden, denn Kabelanlagen haben eine maximale Lebensdauer von vierzig bis fünfzig Jahren.

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Jede Baustelle, jeder Graben und jeder Stromanschluss hat seine Eigenheiten.
Stromnetz für die Zukunft rüsten
Die Arbeiten im Projekt Brühlbleiche sind Teil der Weiterentwicklung des Stromnetzes, mit der die St.Galler Stadtwerke das städtische Netz für die Zukunft und insbesondere die Umsetzung des Energiekonzepts 2050 vorbereiten (siehe Infobox). Ziel der Netzentwicklungsstrategie ist es, die Stromversorgung auch für die nächsten Jahrzehnte sicherzustellen und das Stromnetz für die Energiewende aufzurüsten, damit es noch leistungsfähiger wird. Dazu braucht es eine Spannungserhöhung: Während das Niederspannungsnetz punktuell verstärkt wird, muss die Spannung im gesamten Mittelspannungsnetz von 10 Kilovolt auf 20 Kilovolt erhöht werden. Die Mitarbeitenden der St.Galler Stadtwerke ersetzen deshalb in den kommenden Jahren zahlreiche bestehende Kabel und installieren neue, die für die höhere Spannung ausgelegt sind. Dazu gehören auch dickere Kabel, die mehr Strom transportieren können.
Für die Energiestrategie von Bund, Kanton und Stadt ist die Dekarbonisierung der Energieversorgung zentral. Die Zahl von Photovoltaikanlagen, Elektroladestationen und Wärmepumpen nimmt stetig zu. Dies erfordert einen Ausbau des Elektrizitätsnetzes, damit auch in Zukunft ein sicherer, leistungsfähiger und effizienter Netzbetrieb gewährleistet werden kann. Verschiedene Massnahmen stellen die Stromversorgung für die nächsten Jahrzehnte sicher: Das Niederspannungsnetz wird punktuell verstärkt und die Spannung im gesamten Mittelspannungsnetz von 10 Kilovolt auf 20 Kilovolt erhöht. Die St.Galler Stadtwerke digitalisieren zudem diverse Prozesse und bauen ein Monitoringsystem als Grundlage für bessere Regel- und Steuerungsmöglichkeiten auf, um so Netzüberlastungen vorzubeugen.
In seiner Freizeit tauscht Timo Eckert seine gelbe Warnschutzjacke gerne mit Gilet und Hosenträger, den roten Helm mit einer Schiebermütze und taucht in die Welt von Lindy Hop ein, dem Swingtanz aus den 1930er-Jahren. Bleibt nach einem anstrengenden Arbeitstag noch Energie, betreibt er Crossfit, ein Kraft- und Konditionierungsprogramm. Das Draussensein geniesst Timo Eckert sowohl im Job als auch in der Freizeit – Ehrensache als Mitglied der Milizfeuerwehr und engagierter Pfadfinder.