Der Fokus bei der Wärmeversorgung in der Stadt St.Gallen liegt auf erneuerbaren Energien, dennoch spielen Gasheizungen weiterhin eine wichtige Rolle. Damit sie zuverlässig funktionieren, führen Mitarbeitende der sgsw regelmässig Wartungen durch. Einer von ihnen ist Service-Techniker Julian Bommeli.
An diesem Nachmittag steht für Julian Bommeli die Wartung der Gasheizung eines Mehrfamilienhauses in der östlichen Altstadt auf der To-Do-Liste. «Es ist mit 50 Kilowatt-Leistung eine eher mittelgrosse Heizung», sagt der 25-Jährige, der seit bald zwei Jahren als Service-Techniker bei den sgsw im Bereich Wasser, Gas und Wärme arbeitet. Bommeli ist zusammen mit drei Kollegen für rund 1300 Gasheizungen in der Stadt und Region verantwortlich. Sie führen die jährliche Wartung durch und beheben Störungen.

Arbeiten auf kleinstem Raum
Bommeli holt den Werkzeugkoffer aus dem Geschäftsauto. Der Heizungsraum befindet sich unweit der Eingangstüre. Der Service-Techniker muss als erstes ein Velo und ein Möbelstück zur Seite schieben, damit er seine Tasche abstellen kann. «Es kommt immer wieder vor, dass die Mieterinnen und Mieter Sachen im Heizungsraum lagern.» Viel Platz hat es in diesem Raum generell nicht, doch Bommeli ist sich anderes gewohnt. «Es gibt Heizungsräume da kann ich mich kaum um die eigene Achse drehen», sagt er und schmunzelt. Doch für ihn sei das kein Problem.
Er sieht die unterschiedlichen Bedingungen als Herausforderung, so wie auch die verschiedenen Gasheizungen. «Wir betreuen Anlagen von mehreren Herstellern – und alle sehen anders aus und funktionieren unterschiedlich.» Bommeli aber kennt sie alle, weiss genau, wie er bei welcher Gasheizung vorgehen muss. Gemein haben sie, dass alle Anlagen vor dem ersten Handgriff vom Stromnetz genommen werden müssen und der Gashahn geschlossen wird – und das macht der Service-Techniker nun auch bei dieser Heizung. In der Folge öffnet er den Schutzdeckel der Anlage und löst die Muttern der Platte, auf welcher der Brenner fixiert ist. Dies ist der eigentliche Wärmeerzeuger: Hier wird Gas, das mit leichtem Überdruck in der Leitung zur Verfügung gestellt wird, verbrannt und über einen Zünder entzündet. Die Platte samt Brenner schwenkt für die Wartung nach aussen, so dass die Sicht frei wird auf den Wärmetauscher.
Bommeli schaut hinein, nickt kurz und dreht sich zu seiner Werkzeugtasche. «Im Wärmetauscher sammeln sich Rückstände an, die bei der Verbrennung des Luft-Gas-Gemisches entstehen», erklärt er. Diese Ablagerungen entfernt er nun mit einem Langmesser, das er aus der Tasche geholt hat. «Die Reinigung ist wichtig, damit die Abgase, die durch die Verbrennung entstehen, vollständig in Energie umgewandelt werden können.» Wenn dies nicht regelmässig gemacht werde, bestehe die Gefahr, dass der Energiefluss minimiert werde und die Zündung nicht mehr richtig funktioniere. «Das kann zu einer Störung der Anlage führen.»
Mehr Störungen im Winter
Störungen bei Gasheizungen gibt es immer wieder. Allerdings hat die Zahl der Meldungen in den vergangenen Jahren stetig abgenommen. Dies, weil die Technik der Gasheizungen immer besser geworden ist, wie Hansruedi Rechsteiner, Ressortleiter Gasgeräte-Service im Bereich Wasser, Gas und Wärme, sagt. Trotzdem müssen er und seine Mitarbeitenden regelmässig ausrücken – im Winter etwas mehr als im Sommer. Dafür haben sie einen Pikett-Dienst eingerichtet, bei dem jeder im Team so alle vier Wochen an der Reihe ist. Wie viele Male sie gerufen werden, ist unterschiedlich. «Es gibt Pikett-Dienste mit vier bis fünf Störungsmeldungen pro Woche und solche ohne einen einzigen Anruf», sagt Rechsteiner.
Meistens sind die Störungen aufgrund von Problemen bei der Zündung, eines defekten Gebläses oder einer beschädigten Elektronik entstanden. «Die wichtigsten Ersatzteile aller Anlagen unserer Kunden haben wir an Lager», sagt Rechsteiner. Bei manchen Störungen genüge es, den Reset-Knopf zu drücken. «Dann müssen wir nicht unbedingt vor Ort und können die Störung zusammen mit dem Kunden am Telefon beheben.» Werde ihnen jedoch den Geruch von Gas gemeldet, würden sie sofort ausrücken – zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Es gibt Pikett-Dienste mit vier bis fünf Störungsmeldungen pro Woche und solche ohne einen einzigen Anruf.
Eine neue Elektrode für den Brenner
Mittlerweile hat Julian Bommeli das Reinigungsmesser in den Koffer zurückgelegt: Der Wärmetauscher ist wieder frei von Ablagerungen. Die Rückstände haben sich aber nicht in Luft aufgelöst, sondern wurden im unteren Teil des Heizkessels in einem kleinen Behälter, dem sogenannten Siphon gesammelt. Der Service-Techniker spült den Behälter mit Wasser aus und schraubt ihn wieder an. Nun kontrolliert er den Brenner und die Elektrode, über die das Gas entzündet wird.
«Die obere Kante ist stark abgenutzt», sagt er. Damit die Gasheizung auch weiterhin zuverlässig funktioniert, entscheidet er, die Elektrode auszuwechseln. Er schraubt die alte ab und holt aus seiner Werkzeugtasche eine neue und montiert diese. Mit einem Bunsenbrenner bringt er sie in die richtige Form. «Wird der Abstand zum Brenner nicht korrekt eingehalten, kann es zu Fehlzündungen kommen», sagt der Fachmann. Er schiebt den Brenner samt Platte an seinen Platz zurück und legt den Schutzdeckel darauf.

Bommeli schliesst die Heizung wieder an das Stromnetz an und öffnet den Gashahn. Er prüft verschiedene Regler und kontrolliert die Dichtigkeit von Gas und Abgas an der Leitung. Für letzteres hält er den «Gasschnüffler» an den Anschluss. Dieser nimmt den geringsten Gasaustritt wahr und würde dies sofort mit einem roten Blinklicht anzeigen. Der «Gasschnüffler» reagiert nicht. Alles in Ordnung. Zur eigenen Sicherheit tragen Bommeli und seine Kollegen bei ihrer Arbeit ein Kohlenmonoxid-Messgerät auf sich. Auch dieses reagiert sofort, wenn in einem Heizungsraum Gas ausgetreten ist oder austritt. Bis jetzt ist er noch nie in die Situation gekommen, dass er aufgrund von zu hohen Werten den Raum verlassen musste. «Zum Glück», sagt er und lacht.
Zum Schluss misst der Service-Techniker das Abgas, die Frischluft und den Sauerstoff, druckt die Werte aus und klebt sie an die Aussenwand des Heizkessels. Zudem hält er in einem Ordner die wichtigsten Angaben zur Wartung fest. «Bei einem Störungsfall oder der nächsten Wartung weiss der Techniker sofort, was zuletzt gemacht wurde», sagt Bommeli und packt sein Werkzeug zusammen. Damit endet für ihn der Arbeitstag, doch morgen warten bereits die nächsten Gasheizungen auf ihn.