Ob auf der Baustelle oder in der Trafostation: Remo Schifferle sorgt mit seinem Team dafür, dass der Strom fliesst. Beim Umbau der Trafostation St.Fiden und beim Abtransport des Provisoriums behält der Elektro-Anlagenmonteur der St.Galler Stadtwerke den Überblick – und die Versorgung bleibt stabil.
An der Kreuzung Rorschacher-/Splügenstrasse ist alles vorbereitet: Die Mitarbeitenden der St.Galler Stadtwerke (sgsw) sind vor Ort, die Verkehrsführung ist eingerichtet und die temporäre Signalisation steht. Das Provisorium «Säntis» der Trafostation St.Fiden soll an diesem Morgen abtransportiert werden. Noch aber ist der Kranlastwagen nicht da. Ohne ihn lässt sich das 7,2 tonnenschwere Bauteil nicht verladen. Remo Schifferle, Elektro-Anlagenmonteur des Bereichs Netz Elektrizität und Telecom bei den sgsw, schaut auf die Uhr. Es ist kurz vor neun Uhr. Der Lastwagen sollte in wenigen Minuten eintreffen.
Das Provisorium, das von aussen wie ein Container aussieht, war im Spätsommer 2024 direkt neben der Trafostation St.Fiden installiert worden, kurz bevor mit dessen Umbau begonnen wurde. «Das Provisorium ist genau gleich ausgestattet wie die eigentliche Trafostation, damit der Strom weiterhin von der Mittelspannung auf die Niederspannung transformiert werden kann», erklärt Remo Schifferle. Es befinden sich also Schaltanlagen und Transformatoren im Provisorium, die Ausstattung ist jedoch auf das nötige Minimum reduziert. «Mit den Provisorien können wir die Haushalte in der Umgebung auch während der Bauarbeiten zuverlässig mit Strom versorgen.» Um das Provisorium anzuschliessen, werden jeweils alle Kabel aus dem Schacht der Trafostation rausgezogen und in den Container verlegt. Sobald die Trafostation fertig umgebaut ist, werden die Kabel wieder zurückverlegt.
Schifferle und seine beiden Team-Kollegen Simon Niederberger und Timo Schaller koordinieren nun seitens sgsw den Abtransport des Provisoriums. Der Ablauf ist bis ins Detail durchgeplant. Für das Trio Routinearbeit, schliesslich ist es nicht das erste Mal, dass für den Umbau einer Trafostation ein Provisorium nötig war. «Damit das Stromnetz fit für die Zukunft ist und mehr leisten kann, werden nach und nach alle Trafostationen umgebaut und aufgerüstet», sagt Remo Schifferle und blickt in Richtung Strasse. In diesem Moment biegt der Kranlastwagen um die Ecke. Der sgsw-Mitarbeiter gibt seinen Kollegen ein Zeichen: Es kann los gehen. Der Lastwagen fährt vor und hält direkt vor dem Provisorium am Strassenrand. Sofort werden Leitsignale weiter in die Fahrbahn gerückt, um den Bereich rund um den Lastwagen grosszügig abzusperren. Zwei Mitarbeiter der beteiligten Baufirma regeln den Verkehr, damit die Fahrzeuge auf der Splügenstrasse trotz Hindernis vorwärtskommen.
Damit das Stromnetz fit für die Zukunft ist und mehr leisten kann, werden nach und nach alle Trafostationen umgebaut und aufgerüstet.
Mehr Leistung in den Trafostationen
Schifferle arbeitet seit elf Jahren für die sgsw und ist als Mitarbeiter der Abteilung Anlagen für den Bau, Umbau und Unterhalt von Trafostationen im gesamten Stadtgebiet zuständig. Ihm gefällt vor allem die Vielseitigkeit seiner Arbeit. «Jeder Tag ist anders, mal bin ich draussen auf der Baustelle, mal drinnen in der Trafostation», sagt er und fügt an: «Gerade diese Mischung macht den Job für mich spannend.» Auch die langfristige Perspektive motiviert den 36-jährigen Familienvater: «Mit unserer Arbeit leisten wir einen Beitrag zur Energiewende in der Stadt, das freut mich.» Besonders schätzt er auch das Miteinander im Team. «Wir verstehen uns alle gut und ziehen am selben Strick.»
Für die Energiestrategie von Bund, Kantonen und Stadt ist die Dekarbonisierung der Energieversorgung zentral. Die Zahl von Photovoltaikanlagen, Elektroladestationen und Wärmepumpen nimmt weiter zu. Dies erfordert einen Ausbau des städtischen Elektrizitätsnetzes, damit auch in Zukunft ein sicherer, leistungsfähiger und effizienter Netzbetrieb gewährleistet werden kann. Das Stimmvolk hat im November 2024 dem Stromnetzausbau zugestimmt. Mit verschiedenen Massnahmen stellen die St.Galler Stadtwerke (sgsw) die Stromversorgung für die nächsten Jahrzehnte sicher: Das Niederspannungsnetz wird punktuell verstärkt und die Spannung im gesamten Mittelspannungsnetz auf 20'000 Volt erhöht. Die sgsw digitalisieren zudem diverse Prozesse und bauen ein Monitoringsystem als Grundlage für bessere Regel- und Steuerungsmöglichkeiten auf, um so Netzüberlastungen vorzubeugen.
Gemeinsam haben sie in den vergangenen Monaten auch die Trafostation St.Fiden umgebaut. Dabei wurden die Mittelspannungsleitungen sowie die Schalter ausgetauscht, um die Spannung von 10'000 Volt auf 20'000 Volt zu erhöhen. Gleichzeitig machten sie die Schaltanlagen berührungssicher, was ein wichtiger Schritt für noch mehr Sicherheit ist. Auch die alten Elektrokomponenten, die für Erdung und Spannungsbegrenzung sorgen, wurden durch neue ersetzt, um die Netzstabilität weiter zu verbessern. All diese Massnahmen gehören zum laufenden Erneuerungsprogramm, das stadtweit auf dem gesamten Mittelspannungsnetz umgesetzt wird. «Damit wird künftig genügend Leistung für die Haushalte, Industrie und Elektromobilität zur Verfügung stehen», sagt der Elektro-Anlagenmonteur. Der Umbau der Trafostationen ist Teil der Weiterentwicklung des Stromnetzes, mit der die sgsw das Stromnetz, ganz im Sinne des städtischen Energiekonzepts 2050, auf die Zukunft vorbereiten. Ziel ist es, das Stromnetz für die Energiewende aufzurüsten, damit es noch leistungsfähiger wird und die Stromversorgung auch in den nächsten Jahrzehnten gewährleistet bleibt (siehe Kasten).
Ein konzentriertes Miteinander
Der Abtransport des Provisoriums ist mittlerweile in vollem Gange. Der Lastwagenfahrer hat sein Fahrzeug gesichert und die Blachen zurückgezogen, um den Anhänger freizumachen. Nun fährt er den Kranarm aus und positioniert ihn präzise ein paar Meter über dem Provisorium. Remo Schifferle und seine beiden Kollegen befestigen die Bänder an allen vier Seiten. Sie prüfen die Spannung und geben das Zeichen zum Anheben. Jeder Handgriff sitzt. Der Kranarm hebt an und langsam spannen sich die Bänder. Mit einem leichten Ruck löst sich das tonnenschwere Provisorium vom Boden. Unter Beobachtung aller Beteiligten wird es Zentimeter für Zentimeter in die Höhe gehievt und in Richtung Anhänger gebracht. Dann wird das schwebende Provisorium langsam abgesenkt. Damit es dabei nicht zu stark dreht, fixieren es Remo Schifferle und seine Kollegen mit einer Metallstange.
Alle arbeiten konzentriert, kein unnötiges Wort wird gesprochen. Jeder weiss, was er zu tun hat. «Noch ein Stück nach rechts», ruft einer der Männer, bevor das Bauteil sanft auf der Ladefläche des Anhängers aufsetzt. Alle atmen erleichtert auf, der schwierigste Teil ist geschafft. «Alles hat gut geklappt», sagt Remo Schifferle und hilft dem Lastwagenfahrer nun mit der Sicherung des Provisoriums. Mehrere Schwerlastgurten werden über das Bauteil gespannt und Ratschen festgezogen. Dann werden die Blachen wieder über den Anhänger gezogen, und der Lasttransport ist abfahrbereit. «Das Provisorium geht jetzt zurück in unser Lager», sagt Remo Schifferle. Lange wird es dort aber nicht bleiben. Bereits im Herbst 2025 ist der nächste Umbau einer Trafostation geplant.
