Sie steht acht Mal pro Woche auf dem Platz und hat dabei immer eine Mission: keine Tore! Amira Eicher ist Goalie beim SCR Altach. Sportkarriere, Schule und KV-Lehre bei den St.Galler Stadtwerken bringt sie spielend unter einen Hut. Das Sporttalent träumt davon, irgendwann vom Fussballspielen leben zu können – dafür muss sich im Frauenfussball aber noch viel bewegen. Die UEFA Women’s EURO 2025 ist dabei ein wichtiger Schritt.
Die Position im Tor ist im Fussball eine besonders exponierte. Dafür braucht es starke Nerven und einen kühlen Kopf. Amira Eicher hat beides. Sie ist eine passionierte Torhüterin. «Als Goalie hast du das Spiel stets im Blick, kannst den Spielerinnen Sicherheit vermitteln und das Spiel so von hinten beeinflussen», sagt die 18-Jährige. Sie ist Goalie beim SCR Altach und absolviert gleichzeitig die Ausbildung zur Kauffrau bei den St.Galler Stadtwerken (sgsw). Ihr grosses Vorbild ist der italienische Torhüter Gianluigi Buffon. «Er spielte einfach cool – sehr entschlossen und mit einer grossen Ruhe», schwärmt Amira Eicher. Ihre eigene Leidenschaft für den Fussball hat sie aber nicht wegen der Bewunderung für Buffon entdeckt, sondern durch ihre Familie.
Als Achtjährige die Fussballkarriere gestartet
Ihr erstes Spiel bestritt Amira Eicher am Schulturnier CS-Cup, für den ihr Vater die Klasse ihrer älteren Schwester trainierte. Als das Team am Spieltag mit nur sechs Spielerinnen antreten sollte, durfte die drei Jahre jüngere Amira Eicher den Krankheitsfall spontan vertreten. Für das unterbesetzte Team und für sie selbst eine Chance, die gleichzeitig den Startpunkt ihrer sportlichen Karriere auf dem Spielfeld festmacht. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester hat die damals Achtjährige trotz verlorenem Match angefangen, Fussball zu spielen. Als gebürtige Glarnerin startete sie zunächst im Stammverein FC Schwanden, bis sie in die Auswahl der U11 des Teams Glarnerland hineinwuchs. Nach einigen Wechseln und Aufstiegen ist sie nun seit einem Jahr im Kader der 1. Mannschaft vom SCR Altach. Wenn sie auf zu wenig Spielzeit kommt, spielt sie manchmal auch mit der U20, um im Rhythmus zu bleiben.

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Flexibilität auch während der Ausbildung
Amira Eicher ist Lernende bei den sgsw im Kundendienst und absolviert die UNITED School of Sports in St.Gallen. Ihre sportlichen Ambitionen integriert sie wortwörtlich spielerisch in ihren beruflichen Alltag. «Ich habe sieben Mal in der Woche Training und am Wochenende mindestens einen Match», erzählt sie. Zusätzlich spielt sie in der U20, manchmal samstags und sonntags. Das Trainingspensum ist für Amira Eicher bereits seit der Oberstufe Alltag – und dieses wollte sie auch während der Ausbildung beibehalten. Die sgsw ermöglichen Amira Eicher Flexibilität, damit sich die Ausbildung mit ihrer Sportkarriere vereinbaren lässt. «Ich bin sehr dankbar, dass ich die Ausbildung bei den St.Galler Stadtwerken machen darf und dabei die Möglichkeit habe, regelmässig ins Training zu gehen», sagt sie. Bereits mehrfach haben sportbegeisterte Lernende ihre kaufmännische Ausbildung bei den sgsw abgeschlossen.
An der Lehre bei den sgsw gefällt Amira Eicher besonders die abwechslungsreiche Arbeit und der Kundenkontakt. «Obwohl ich erst seit knapp einem Jahr hier arbeite und Lernende bin, wird mir bereits viel Verantwortung übertragen. Ich schätze es, dass mir dieses Vertrauen geschenkt wird.» Die Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten bei der Berufsfachschule UNITED dauert vier Jahre. Die ersten zwei Jahre hat Amira Eicher in der Schule verbracht, die letzten beiden absolviert sie in ihrem Lehrbetrieb bei den sgsw. Dabei besucht sie verschiedene Abteilungen: Kundendienst, Kundenmutationen und Marketingkommunikation. Im Sommer 2026 wird sie ihre Lehre abschliessen.
Auf die Frage, ob die Ausbildung so ist, wie sie es sich vorgestellt hat, antwortet sie: «Sie ist viel besser. Ich hatte erwartet, dass die Lehre eher trocken sein wird, doch das Gegenteil ist der Fall – ich komme jeden Tag sehr gerne zur Arbeit.» Die Branche im Energiesektor war für sie bisher noch unbekannt, aber mit der Ausbildung hat Amira Eicher ein grosses Interesse an den Themen entwickelt: «Ich sehe mir nun auch meine Energie-Abrechnungen genau an und weiss, was die Zahlen bedeuten.» Im Team fühlt sie sich wohl und freut sich, wenn sie mit ihrer Arbeit helfen kann.
Während der Ausbildung bleibt wenig Zeit für andere Hobbys. In der Winterpause geht Amira Eicher gerne mit ihrem Grossvater, der Teil der Langlaufski-Nationalmannschaft war, auf die Loipe. Ansonsten trifft sie im Sommer ihre Mutter gerne zum Velofahren oder geniesst sonstige Aktivitäten mit der Familie.
Obwohl ich erst seit knapp einem Jahr hier arbeite und Lernende bin, wird mir bereits viel Verantwortung übertragen.
Mit der UEFA Women’s EURO einen grossen Schritt vorwärts
Als Teamsportart hebt sich der Fussball für die junge Spielerin von anderen Sportarten ab: «Man kann nur zusammen gewinnen oder verlieren», sagt sie. «Jede Spielerin übernimmt auf dem Feld eine bestimmte Funktion und trägt in ihrer Rolle zum Spielverlauf bei. Erfolge sind dann umso schöner, weil man sie gemeinsam erreicht hat.» Amira Eichers Wunsch ist es, irgendwann vom Fussballspielen leben zu können. In der Schweiz sei dies noch nicht möglich. Deshalb schwebt ihr eine internationale Karriere im Ausland vor. «Mein Traum wäre es, für den FC Bayern München spielen zu dürfen», schwärmt Amira Eicher und denkt an die zahlreichen guten Spielerinnen in diesem Verein, die zu den weltweit besten gehören.
Was die Entwicklung des Frauenfussballs in der Schweiz anbelangt, gibt es nach Meinung von Amira Eicher definitiv noch Luft nach oben – vor allem mit Blick auf den finanziellen Verdienst. Die Popularität schreite aber grossen Schrittes voran: «Die Spiele werden im Fernsehen übertragen, die Nachfrage ist höher, sodass bereits zwei Mal ein Rekord bei den Zuschauerzahlen gebrochen wurde», sagt sie und ist überzeugt, dass sich insgesamt mehr Fans als früher für den Frauenfussball begeistern.
Die Tatsache, dass die Fussball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz stattfinde, gebe dem nationalen Frauensport nochmals einen Schub, da der Fokus mehr auf den Schweizer Teams und ihren Spielerinnen liege, sagt Amira Eicher. Im Rahmen der UEFA Women’s EURO freut sie sich insbesondere auf das Spiel England gegen Frankreich und natürlich auf die Schweizer Spiele.