Welches ist die optimale Heizlösung für eine Liegenschaft? Beat Fausch berät Unternehmen, Verwaltungen, Hausbesitzer und Quartiervereine zur optimalen Wärmeversorgung. Das Energiekonzept 2050 der Stadt St.Gallen bildet den Kompass für seine Arbeit, bei der er wirtschaftliche und ökologische Interessen verbindet.
Was sind Ihre Aufgaben als Fachspezialist Wärmekonzepte?
Ich berate Kundinnen und Kunden in der Stadt St.Gallen – Unternehmen, Verwaltungen, Liegenschaftsbesitzer und Quartiervereine – beim Ersatz oder bei der Sanierung von Heizungen und erstelle Konzepte zur Wärmeversorgung. Bei Bedarf unterstütze ich auch Gemeinden ausserhalb der Stadt bei der Planung ihrer Wärmeversorgung. Um zu prüfen, ob ein Vorhaben realisierbar ist, mache ich eine Auslegeordnung: Welche Heizsysteme kommen in Frage, welche nicht – und weshalb nicht? Ausschlaggebend ist natürlich auch die Finanzierung. Dazu mache ich die Investitions- und Energiekosten transparent und zeige mögliche Fördermittel auf.
Beat Fausch ist seit 2012 bei den Stadtwerken als Fachspezialist Wärmekonzepte im Bereich Energie, Verkauf und Marketing tätig. Der gelernte Maschineningenieur hat eine Weiterbildung zum Energiemanager absolviert. Bevor der 54-Jährige zu den sgsw stiess, war er Projektleiter bei ITW Gema und Bühler Group – dort unternahm er oft Geschäftsreisen nach Osteuropa und Skandinavien. Beat Fausch lebt mit seiner Familie im ausserrhodischen Stein und bereist in den Ferien gerne historische Stätten in Schottland, der Bretagne oder auf Sardinien. In seiner Freizeit wandert er, fährt Mountainbike oder backt Sauerteigbrot – bereits bevor es ein Trend wurde.
Die Wärmeversorgung basiert auf dem Energiekonzept 2050 der Stadt St.Gallen. Wie können Interessierte neue Wärmelösungen und eine passende Beratung nutzen?
Interessierte Personen können direkt mit uns Kontakt aufnehmen, um sich kostenlos beraten zu lassen. Ausserdem haben sie auf der Website der sgsw die Möglichkeit, ihre Adresse einzugeben und so zu prüfen, welche Heiztechnologien für ihren Standort geeignet sind. Wir bieten unsere Beratung auch im Rahmen des Programms «erneuerbar heizen» von EnergieSchweiz an, bei der ich als Impulsberater zugelassen bin.
Die Wärmelösungen der Stadtwerke reichen von Fernwärmeanschlüssen und Wärmepumpen über Blockheizkraftwerke – diese produzieren gleichzeitig Strom und Wärme und können so Gas besser nutzen – bis hin zu Überbrückungslösungen, um bestehende Heizungen zu sanieren, bis eine erneuerbare Lösung umsetzbar ist. Uns ist es wichtig, dass wir für die Kundinnen und Kunden während des gesamten Prozesses Ansprechpartner für alle Anliegen sind.
Es gibt keine Pauschallösung.
Mit welchen Projekten sind Sie aktuell beschäftigt?
Es stehen mehrere Projekte in St.Galler Quartieren – beispielsweise in St.Georgen oder Rotmonten – an, um Nahwärmeverbunde aufzubauen. Als Berater zeige ich, welche technischen Lösungen für ein Quartier möglich sind und versuche stets, die gemeinsamen Interessen der Anwohnerschaft in den Fokus zu stellen.
Die Öffentlichkeitsarbeit bei den Quartiervereinen nimmt zudem aktuell einen hohen Stellenwert ein: Gemeinsam mit der Marketingabteilung der sgsw besuchen wir Quartiervereine, um ihnen mögliche Lösungen für Wärme, Photovoltaik und Mobilität sowie die entsprechende Gesetzgebung aufzuzeigen. Das Interesse ist gross.
Ein umfangreiches und komplexes Projekt, das Sie als Wärmeberater begleitet haben, ist der Wärmeverbund an der Ramsenstrasse in St.Gallen mit einer Erdsonden-Wärmepumpenanlage. Was macht dieses Projekt besonders?
Das Wachstum bei diesem Projekt war sehr eindrücklich: Aus der Anfrage einer Einzelperson entstand am Schluss ein Wärmeverbund mit 17 Reihenhäusern für rund 40 Bewohnerinnen und Bewohner, die nun von der neuen Lösung profitieren können. Für die meisten Einzelgebäude wäre eine Erdsonden-Wärmepumpenanlage nicht realisierbar gewesen. Der Weg zum Ziel ist oft steinig, doch Schritt für Schritt fügen sich die Puzzleteile zusammen. Beim Projekt Wärmeverbund Ramsenstrasse waren viele verschiedene Interessengruppen beteiligt, da die Wohnüberbauung Teil einer Siedlungsgenossenschaft ist, die ebenfalls ihr Einverständnis zur neuen Anlage geben musste.
Das Energiekonzept schreibt die Grundlagen zur Wärmeversorgung in der Stadt St.Gallen fest. Folgende Massnahmen verfolgen das Ziel einer klimaneutralen Stadt bis 2050 im Bereich Wärme:
- energetische Gebäudesanierungen und Heizen mit erneuerbarer Energie finanziell unterstützen
- Fernwärmenetz und Wärmeverbunde ausbauen
- Gas effizienter nutzen (beispielsweise mittels Blockheizkraftwerken)
- Gebäude effizient heizen und sanieren
- Wärmeversorgung in den Quartieren gemäss den Vorgaben des Energiekonzepts anhand eines öffentlich einsehbaren Energierichtplans aufzeigen
Welchen Herausforderungen begegnen Sie im Kontakt mit Kunden und Kundinnen, die ihre Wärmeversorgung erneuern wollen?
Eine der grössten Herausforderungen ist die Kommunikation – diese verlangt viel Fingerspitzengefühl, um bei gemeinsamen Wärmelösungen alle Anwohnenden ins Boot zu holen. Wenn jemand nicht mitmacht, kann das gesamte Projekt gefährdet sein. Zudem gilt es, Vorurteile abzubauen: Heizen mit Gas ist nicht immer schlecht und eine Wärmepumpe nicht immer gut. Eine Luftwärmepumpe, die sich für einen Neubau eignet, kann für einen unsanierten Altbau eher ungeeignet sein. Fakt ist: Es gibt keine Pauschallösung. Bei der individuellen Beratung muss ich einerseits auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen, andererseits die Voraussetzungen eines Objekts und seiner Umgebung berücksichtigen.
Ich mag es, Menschen über Energiethemen zu informieren und ihnen Argumente für eine neue Heizlösung aufzuzeigen. Bei einem Wärmekonzept ist neben den technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien auch das Zwischenmenschliche zentral.